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International Association for
Anthroposophic Body Therapies

Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman

Wichtiger Hinweis: Die Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman ist anerkannt als Anthroposophische Körpertherapie durch die Medizinische Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum, Dornach, Schweiz.

Historischer Kontext

Ihre Entwicklung begann um 1920, durch Dr. med. Ita Wegman, der ärztlichen Mitarbeiterin Dr. Rudolf Steiners, aus der klassischen schwedischen Massage inspiriert.
Gemeinsam mit Dr. med. Margarethe Hauschka wurde sie für das anthroposophisch-geisteswissenschaftlich erweitere Verständnis von Gesundheits- und Krankheitsprozessen ausgesarbeitet (1).

Sie ist als Therapiemethode unter dem Namen „Rhythmische Massage nach Dr. med. Ita Wegman“ Bestandteil der anthroposophischen Körpertherapien.

Die Grundformen dieser Massage und ihre verschiedenen Abwandlungen zum Zwecke spezieller Wirkungen wurden in den ersten drei Jahrzehnten in Fortbildungskursen an verschiedenen Orten vermittelt. Nach langjähriger enger Zusammenarbeit von Margarethe Hauschka und Irmgard Marbach konnte 1962 die Margarethe Hauschka Schule als Schulungsstätte für Rhythmische Massage und Künstlerische Therapie in Boll eröffnet werden. Im laufe der Zeit kamen weitere Schulungsstätten dazu.

Grundlage der Methode

Der grundsätzliche therapeutische Ansatz der Rhythmischen Massage besteht in der Stärkung der Eigenregulationskräfte des Organismus.
Durch die Anwendung differenzierter Griff- und Berührungsqualitäten in der Behandlung kann regulierend auf die flüssigen, gasförmigen und wärmetragenden Prozesse im Organismus eingewirkt werden. Eine Harmonisierung in deren Zusammenspiel wird angeregt.

Wenn durch einseitiges Überwiegen einzelner Funktionen das sensible, gesunde Gleichgewicht gestört ist, kann die Rhythmische Massage regulierend wirken, wie etwa auf die polaren Prozesse der abbauenden Nerventätigkeit auf der einen und der aufbauenden Stoffwechseltätigkeit auf der anderen Seite.
In allgemeiner wie auch differenzierter Weise können die rhythmischen Prozesse im Menschen impulsiert werden, die als Ursprung jeden Heilungsgeschehens angesehen werden.

Die Rhythmische Massage spricht den Menschen in allen seinen Daseinsebenen, - körperlich, seelisch und geistig -, an. Sie unterstützt den Patienten / die Patientin dabei, sich mit dem eigenen Leib in positiver Weise zu verbinden, ihn als Instrument der Seele für die eigenen Intentionen zu ergreifen und dadurch Krankheitsprozesse zu überwinden.
Es eröffnen sich dadurch Indikationsgebiete über den rein somatischen Bereich hinaus.

    Die Rhythmische Massage wirkt primär regulierend auf die Flüssigkeitsströme und die Atmung des Gesamtorganismus. Sie regt über das Unterhautzellgewebe die Flüssigkeitsströme im Körper an. Die Zellatmung wird aktiviert. Verfestigte und verdichtete Strukturen, Stauungen und Anspannungen werden gelöst. Ein positives Leiberleben kann sich einstellen.
    Die Griffe der Rhythmischen Massage sind durch ihre speziell saugende Qualität, die ohne Druck vom Zentrum in die Peripherie führen, unmittelbar raumschaffend. Der seelische Innenraum erfährt Weite und wird erlebbar.
    Durch die Anregung der körpereigenen Wärme erfährt der Patient ein neues Selbsterleben. Neue Initiativkraft kann entstehen und sich positiv auf den Heilungsprozess auswirken.

    Besonders hervorzuheben ist die dialogische und prozessuale Korrespondenz (2, S. 52-55) die als Grundqualität die gesamte Behandlung durchzieht.
    Es entwickelt sich in einem dialogischen Prozess ein nonverbales Zwiegespräch zwischen Therapeut und Patient.
    Die Hände berühren das Gewebe, nehmen wahr und gehen auf das Wahrgenommene ein. Es ergibt sich in jedem Griff ein immerwährender Wechsel zwischen Wahrnehmen (sich zurücknehmen) und Antworten (aktiv sein). Der Therapeut nimmt unter Zurücknahme jeglicher eigner Intention Veränderungen beim Patienten wahr. Dem entsprechend passt er seine Griffe und Griffqualitäten impulsgebend an die je neuen Erfordernisse an (3). Die Intensität der Berührung orientiert sich an der Elastizität und Festigkeit des Gewebes, geht nur bis zum spürbaren Widerstand, niemals in einem zwingenden Charakter darüber hinaus.
    Der Patient fühlt sich dadurch in der Berührung angenommen und verstanden und kann sich so den Impulsen der Behandlung öffnen (3).

    Durch die prozessuale Anpassung bleibt die ständig sich entwickelnde lebendige Qualität der Behandlung erhalten, die eine Wirksamkeit an sich darstellt.

    Arbeitsfelder

    Die oben beschriebenen Wirkfaktoren ermöglichen der Rhythmischen Massage ein breites Anwendungsspektrum.

    Es ergeben sich daraus u.a. folgende Indikationsfelder:

    • Anregung der Durchblutung
    • Mobilisation der Gewebeflüssigkeit
    • Regulierung von Fehlspannungen in Muskel-und Bindegewebe
    • Wirkt unterstützend auf die Eigenregulation des Organismus
    • Regulation von Puls und Atmung
    • Verbesserung der Herz-Kreislauffunktion
    • Regulierung der Stoffwechselprozesse
    • Anregung der Ausscheidung
    • Normalisierung des Wach-Schlaf-Rhythmus

    Darüber hinaus findet die Rhythmische Massage Anwendung bei Tumorerkrankungen, bei Patienten aus dem Bereich der Heilpädagogik, der Geriatrie und Psychiatrie, der Frührehabilitation und Intensivmedizin sowie auf dem Gebiet psychosomatischer Erkrankungen.

    Die Rhythmische Massage wird in Kliniken, Institutionen sowie in freier Praxis praktiziert.

    Interdisziplinäres Arbeiten

    Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Therapiemethoden erweist sich in der Praxis als sehr hilfreich.

    So können im Zusammenwirken mit Therapierichtungen wie z.B. Heileurythmie, Kunsttherapie, Bäder, Wickel u. Auflagen, Wärmetherapie sowie Körpertherapien, Ergotherapie und Logopädie Heilungs-und Entwicklungsprozesse auf unterschiedlichen Ebenen erreicht werden.

    Fortbildung

    Schulungsangebote in der Anthroposophischen Körpertherapie

    Organisationsformen

    Berufsverband Rhythmische Massage e.V. in Deutschland (BVRM): https://www.rhythmischemassage.com
    Kontakt: E-Mail: info.bv@rhythmischemassage.LÖSCHEN.com

    Verband Rhythmische Massage Schweiz: https://www.vrms.ch
    Kontakt: E-Mail: sekretariat@vrms.LÖSCHEN.ch

    IFRMT (Internationales Forum Rhythmische Massage Therapie): internationlaer Zusammenschluss der Bildungsanbieter und Verbände der Rhythmischen Massage

    Literatur

    • Hauschka M Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman, 5. Auflage 1996,        Margarethe Hauschka-Schule 1972
    • Kiene H Komplementäre Methodenlehre in der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2001
    • Härter S Berührung Rhythmus Heilung, Die rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman, 2005 Verlag: anthrosana, Verein für anthroposophisch erweitertes Heilwesen, Heft 21
    • Allmer C Rhythmische Massage nach Dr. Ita Wegman bei COPD; Der Merkurstab 2011;64(5):500-505.
    • Allmer C, Studer-Senn K Rhythmische Massage unter dem Gesichtspunkt des Vortrages „Der unsichtbare Mensch in uns“ Teil I: Ich-Ströme, Massagegriffe und Griffqualitäten; Der Merkurstab 2019;72(1):21-31
    • Böning A Qualitative Studie zur Auswirkung von Rhythmischer Massage und HRV- Biofeedback auf primäre Dysmenorrhoe. Angegliedert an eine randomisiert-kontrollierte Pilotstudie; verfügbar unter: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/72348
    • Göbels R, Allmer C Die Behandlung mit Rhythmischer Massage bei einer Patientin mit Mammakarzinom; Der Merkurstab 2014;67(2):126-135. 
    • David Martin, Einzelfall eröffnet Forschung (11); Das Goetheanum, Nr. 38, 18. September 2015, S. 8
    • Uhlenhoff R Rhythmische Massage in der Heilpädagogik – Anwendungsbeobachtung an einem Kind mit Autismus; Zeitschrift Seelenpflege in Heilpädagogik und Sozialtherapie, Heft 3/ 2012, S.6 -21; Verfügbar unter: http://www.seelenpflege.info/fileadmin/KHS/Website_Seelenpflege_2013/Ansichtsexemplare/ZS_2012-03_kl.pdf (31.10.2017)
    • Wälchli C, Saltzwedel G, Bach-Meguid B, Eberhard J, Decker M, Simoes-Wüst AP: Klinische Ergebnisse Rhythmischer Massage – Eine prospektive Kohortenstudie mit ambulanten Patientinnen und Patienten in der Schweiz; Der Merkurstab 2017;70(4):287-29 
    • Weidke A Rhythmische Massage nach Ita Wegman in der Onkologie; Der Merkurstab 2009;62(4):344-351. 
    •  http://www.inter-uni.net/de/Komplementaerheilkunde: unter "4. Anthroposophisch inspirierte Studien"