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International Association for
Anthroposophic Body Therapies

Loheland-Gymnastik

Wichtiger Hinweis: Die Loheland-Gymnastik ist nicht als Anthroposophische Körpertherapie durch die Medizinischen Sektion am Goetheanum anerkannt. (Stand: Sommer 2023)

Loheland-Gymnastik bietet einen Weg, Bewegung als Element des Lebens verstehen zu lernen, indem sie die Beziehung des Menschen zu Raum und Zeit in den Mittelpunkt des Interessees stellt.
In ihr entdeckt er als Übender grundlegende Gesetzmäßigkeiten.

Die Orientierung an den Bedingungen des menschlichen Beweguns-Organismus verittelt ihm Klarheit darüber und Einsicht in die gegebene Ordnung. Er kommt beispielsweise im Bereich der Dynamik in Berührung mit den Qualitäten Ruhe und Bewegung, Schwere und Leichte, im Bereich der Statik mit den Dimensionen, Ebenen und sphärisch-radialen Formprinzipiem, im Atemrhythmus mit der Beziehung innen-außen.

Historischer Kontext

Die Geschichte des Ortes Loheland beginnt 1919 mit dem Erwerb eines Grundstückes – 175 Morgen – auf dem Herzberg in den Vorbergen der Rhön 10 km entfernt von Fulda.
Die Institution, die an diesem Ort als „Loheland“ gegründet wird, existierte bereits 7 Jahre an verschiedenen Orten unter dem Namen „Seminar für Klassische Gymnastik“.
Geburtsstätte des Seminars war Kassel, wo Prof. Dr. K. F. Zimmer, Begründer verschiedener Frauenbildungsstätten, es für wichtig erachtete, für seine Töchterheime Gymnastiklehrerinnen auszubilden.
Dazu berief er 1911 Hedwig von Rohden und wenig später, 1912 trat Louise Langgaard hinzu.

Hedwig von Rohden wurde am 10.12.1890 in Helsinki als 4.Kind von 8 Geschwistern geboren. 1909 besuchte sie das“ Seminar für Harmonische Gymnastik“ von Hede Kallmeyer, Berlin.

Louise Langaard wurde am 9.1.1883 in London geboren, sie war die einzige Tochter. Sie besuchte die Kunstgewerbeschule in Dresden und machte 1891 ihr Staatsexamen als Zeichenlehrerin. Es folgten Lehr- und Wanderjahre in Ungarn, Rumänien und Polen, hier sammelte sie Erfahrungen als Malerin,Töpferin, Weberin und Goldschmiedin. 1912 absolvierte sie eine Bewegungsausbildung bei Bess Mensendieck und traf dann auf Hedwig von Rohden.
Ihre Begegnung fiel in die Aufbruchsjahre der Frauenemanzipation, Frauen durften studieren, gingen ans Bauhaus, begannen Tanzausbildungen und ihre künstlerischen Qualitäten in der Welt zu etablieren.

Die Zusammenarbeit der beiden Gründerinnen der Loheland-Gymnastik hatte zum Ziel, ein eigenes Bildungskonzept zu entwickeln. Eine eigens entwickelte Bewegungsschulung sollte dazu beitragen, individuelle Fähigkeiten zu entfalten sowie Selbstführung und soziale Verantwortung zu stärken. Der Mensch dürfe durch die Bewegung lernen sein Potential als (Selbst-) Beweger und “Raumverlebendiger“ wahrzunehmen.
Die beiden Frauen hatten seit Herbst 1912 gemeinsam daran gearbeitet, hierzu eine fein abgestimmte Methodik zu entwickeln: Bildsam -bewegliche eigene Erfahrungen der Schülerinnen an Bewegungsübungen ohne feste Übungsabfolgen ließen Entdeckungen und Erkenntnisse zu, die im zweiten Schritt erläuternd „abgefangen“und durch künstlerische Annäherungswege an Formverwandlungsprinzipien belebt und weitergeführt werden sollten-zeichnend, malend, plastizierend.
Zur Vertiefung folgte wiederum erneut die forschend-spielerische Bewegung und ihre Beobachtung.
Die gymnastische Ausbildung wurde ergänzt durch Tätigkeiten, durch die die Schülerinnen sich selbst neu begegnen und ein Echo ihres Handelns erleben konnten: auf kunsthandwerklichem und musikalischem Gebiet, in der darstellenden Kunst oder auch im Umgang mit der Erde im Garten oder auf dem Feld.
Diese „Erfahrungsorte“ boten unterschiedliche Qualitäten zur Beobachtung der Selbstwirksamkeit an und waren keine pädagogischen Projekte, sondern im konkreten Leben der Frauensiedlung verankert.

1927 nahm Hedwig von Rohden auf Wunsch von Marie Steiner-von-Sievers ergänzend eine Eurythmieausbildung in Dornach bei Basel auf und beendete sie 1928 als eine der ersten diplomierten Eurythmistinnen. In den folgenden Jahren unterrichtete sie Gymnastikschülerinnen in Loheland ergänzend in Eurythmie. Die Erfahrungen schärften die Wahrnehmung der Eigenart der Gymnastik und trugen zu deren Weiterentwicklung bei.

Weitere Informationen:
www.loheland.de

Literatur

  • 100 Jahre Forschung und Gestaltung durch Bewegung Elisabeth Mollenhauer-Klüber Loheland- Stiftung, Januar 2013
  • Menschenkunde und Gymnastik Gertrud Wieland Aus dem Anatomieunterricht des Gymnastik- Seminars Loheland, Mai 1992
  • Loheland- Gymnastik Ein Weg der Menschenbildung
    Verein für anthroposophisches Heilwesern ISBN 3-926444-38-X
  • Die Frauensiedlung Loheland in der Rhön und das Erbe der europäischen Lebensreform
    Beiträge zur Fachragungam 29.30. Mai 2015
  • Lichtbildwerkstatt Loheland Fotografien einer neuen Generation
    Weib Bauhaus-Archiv ISBN:9-783922-613251-X
  • Drei Frauen-drei Geschichten
    Schriftenreihe der Lohelandstiftung März 2012; ISBN:978-3-943873-00-9
  • Franz Hilker: Künstlerische Körperschulung
    Ferdinand Wirth Breslau 1923
  • Gymnastik-Sport-Schauspiel
    Von Rhoden-Langgaard Loheland; Veröffentlichung des Deutschen Gymnastikbundes Band 1, 1928 Lohelandverlag